Österreichische Wasserrettung

Landesverband Niederösterreich

Geschichtlicher Hintergrund


Kleiner Abriss der historischen Entwicklung des Rettungsschwimmens

Wir dürfen mit Sicherheit abnehmen, dass die Kunst des Schwimmens ebenso alt ist wie die Menschheit selbst. Felsmalereien und ägyptische Hieroglyphen geben davon Zeugnis. Es liegt auch der Schluss nahe, dass sich mit der Entwicklung des Schwimmens als „Brauchkunst“ sehr bald die Notwendigkeit des „Rettens“ ergab. So hieß es schon bei den Römern: „Es tötet, wer nicht rettet!“, und der weise Konfuzius lehrte im fernen Osten: „Der Retter eines Menschen ist größer als der Bezwinger einer Stadt“. Der urkundliche Nachweis über die Gründung der ersten Rettungsgesellschaft geht auf das Jahr 1767 zurück. Es wird dabei die Gründung der „Maatschappij Tot Redding von Drenkelingen zu Amsterdam“ berichtet. Schon zwei Jahre später folgt die Gründung der ersten deutschen Rettungsgesellschaft: „Die hamburgischen Rettungsanstalten“. In rascher Folge bilden sich nun weitere Vereinigungen zur Rettung aus Wassernot, und zwar:

1772 in Lille, Wien, Venedig, Kopenhagen
1773 in Paris
1774 in London

In den ersten Jahren bestand die Tätigkeit der Rettungsgesellschaften lediglich darin, dass man an Gefahrenstellen Rettungsgeräte bereitstellte, um bei Ertrinkungsunfällen Hilfe leisten zu können. Es blieb aber dem großen Theoretiker und Praktiker der Leibesübungen, GUTS MUTHS, vorbehalten, die eminente Bedeutung des Schwimmens als Vorbeugung gegen das Ertrinken zu erkennen und zu publizieren. In seinem Buch „Gymnastik für die Jugend“ (1793) ruft er vor allem die männliche Jugend zum Schwimmenlernen auf, um mit dieser Fertigung zur Rettung Verunglückter beitragen zu können. In seinem „Schwimmbuch“ (1798) finden wir bereits konkrete Anleitungen für das Schwimmen in Kleidern, für das Tief- und Weittauchen und für Rettungsgriffe.
Es dauerte jedoch noch weitere 50 Jahre, bis sich um 1850 das Gedankengut der Wasserrettung in der breiten Öffentlichkeit durchsetzte. Eine besondere Stellung für die Weiterentwicklung des Wasserrettungswesens nahm damals die englische Rettungsgesellschaft „Royal Human Society“ ein. Männer, wie Dr. Marshall-Hall, Dr. Silvester und Dr. Howard betrachteten es als Ehre, in dieser Gesellschaft ihre Methoden über die Wiederbelebung zu lehren. Von Bedeutung waren in dieser Zeit auch die französischen Rettungsgesellschaft, die unter ihrem Begründer Raymond PITET eine internationale Zusammenarbeit aller Gesellschaften anstrebte. 1870 fand tatsächlich in Marseille der 1. Weltkongress der Wasserrettungsgesellschaften statt. Schließlich fiel in diese die Forderung privater Stellen nach Gründung einer Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Sie kam jedoch erst nach vielen Jahren unter dem Eindruck zweier schwerer Schiffsunglücke mit zahlreichen Todesopfern zum aktiven Einsatz.

Kurz vor der Jahrhundertwende, im Jahre 1898, wurde die schwedische Rettungsgesellschaft ins Leben gerufen, und 1923 entstand die „Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft“ (DLRG). Der erste Weltkrieg hemmte jedoch jede weitere Entwicklung, und so musste dieser Verein 1925 erneut gegründet werden. Je nach wirtschaftlicher und politischer Lage sahen die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen die einzelnen Rettungsgesellschaften mehr oder weniger aktiv.

Nach dem Jahre 1945 musste es, vor allem in Deutschland und Österreich, zu völligen Neugründungen kommen. In Deutschland entstand erneut die DLRG und die „Bayrische Wasserwacht“ im Roten Kreuz. In Österreich betreute der „Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs“ seit seiner Gründung in der Ersten Republik Wildbadeplätze in und rund um Wien. Nach seiner Wiederbegründung war die Sektion Wasserrettung des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreichs ab 1948 wieder im Einsatz. Im Jahre 1952 begann das Rote Kreuz (Jugendrotkreuz) mit der Ausbildung von Rettungsschwimmlehrern und unterbreitete dem Bundesministerium für Unterricht (BMfU) den ersten Entwurf für die Bestimmungen zum Erwerb des Wasserrettungsabzeichens. 1957 war schließlich das Wiedergründungsjahr des Vereines „Österreichische Wasser-Rettung“.

Obwohl 1959 bereits eine internationale Tagung in Salzburg stattfand, gelang es vorerst nicht, die drei österreichischen Organisationen zu einer gemeinsamen Arbeit zu bringen. Die Bemühungen brachen jedoch nicht ab, und im Februar 1967 war es dann soweit, dass das BMfU Bestimmungen für die Ausbildung von Rettungsschwimmern erließ, die für alle österreichischen Dienststellen und Organisationen verbindlich waren.

Es sollte aber noch drei Jahre dauern, bis es endlich gelang, alle mit der Wasserrettung befassten Zentralstellen und Organisationen in der Arbeitsgemeinschaft „Österreichisches Wasserrettungswesen“ zusammenzufassen. Die Gründung wurde während einer Koordinationsbesprechung im Jahre 1970 beschlossen.

Österreichische Wasser-Rettung

Seit 1957 gibt es wieder die Österreichische Wasser-Rettung (ÖWR), die auf private Initiative in Linz wiedergegründet wurde, einen gemeinnützig tätigen Verein, der es sich primär zur Aufgabe gemacht hat, Menschen vor dem Ertrinkungstod zu bewahren. Freiwillige, ehrenamtlich tätige Helfer riskieren bei den oft nicht ungefährlichen Rettungseinsätzen ihr eigenes Leben, um in Not geratenen zu Helfen. Die Wichtigkeit eines derartigen Rettungsdienstes erweist sich in den verschiedenen Situationen, sei es nun bei Lebensrettungen, Erste Hilfe-Leistungen, Taucheinsätzen oder Bootsbergungen.

Neben der Sorge um die Sicherheit der Schwimmer und der Wassersportler an den österreichischen Flüssen und Seen sowie in öffentlichen Bädern, gehören auch beispielsweise Hochwassereinsätze und die Überwachung von Sportveranstaltungen (z.B. Segelregatten, Wildwasserregatten usw.) zum Aufgabenbereich der ÖWR.

Die ÖWR versucht aber nicht nur in Notfällen zu helfen. Durch Schulung und Information der Bevölkerung soll die Unfall- und Ertrinkungsgefahr beim Baden verringert werden. Daher werden eine Vielfalt an Schwimmkursen angeboten, um Kinder und Nichtschwimmern das Schwimmen zu lehren. Das Angebot dieser Kurse reicht vom Anfängerkurs bis hin zur Rettungsschwimm- bzw. Tauchausbildung.

Das Motto:

Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer –
Jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer!
bezeichnet ein ganz wichtiges Ziel der ÖWR, da auch dann an Orten Hilfe geleistet werden, an denen kein eigener Dienst der ÖWR eingerichtet ist. Aber auch auf dem Gebiet des Umweltschutzes sind wir äußerst aktiv. Da durch Müll an Flussufern und Badestränden nicht nur die Umwelt verschmutzt wird, sondern eine große Verletzungsgefahr beim Baden gegeben ist.

Die ÖWR ist auch international vertreten, und zwar in der International Life Saving Federation (ILS) und der International Life Saving Federation of Europe (ILSE).

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